Dieser Blog gibt einige Einblicke in die derzeitige Situation der Region Shingal/Sinjar im nördlichen Irak. Schwerpunkt sind Lebensalltag, Politik und yezidische heilige Orte (kurd. ziyaret, arab. mazar). Texte und Bilder sind im Frühling und Sommer 2021 entstanden und geben meine Perspektiven als europäischer Reisender und Anthropologe wieder. Ich spreche nur Arabisch, was die meisten Menschen …

Wadi Bir Jari und die arabischen Dörfer entlang der syrischen Grenze

Nördlich des Sinjargebirges gibt es eine Reihe arabischer Dörfer, die dort zum Teil vom irakischen Staat in den 1970er Jahren gegründet wurden, um die demographische Zusammensetzung der Region zu Ungunsten der kurdischsprachigen YezidInnen zu verschieben. Diese Dörfer liegen direkt an der Grenze zu Syrien und sind deshalb gleichsam zwischen den yezidischen Gebieten und der Grenze …

Das Camp Zerdeshti, auf der Hochebene des Shingalgebirges

Das Camp Zerdeshti beherbergt immer noch ungefähr 2000 Menschen, nachdem im August 2014 Zehntausende hierher geflohen waren. Viele von ihnen sind mittlerweile in ihre Dörfer zurückgekehrt, in anderen Camps in Kurdistan oder Syrien untergekommen, oder ins Ausland emigriert. Die mit der PKK verbündete YBŞ und die lokalen “Volksräte” stellen die Verwaltung und die Polizei. Bauern …

Die Einweihung des Sheykh Hasan Schreins

Als der “Islamische Staat” in Shingal einfiel, zerstörte er heilige Orte aller Religionen, sofern es sich nicht um gewöhnliche sunnitische Moscheen handelte. Gerade im Süden von Shingal wurden die meisten yezidischen Schreine gesprengt. Einer dieser Schreine, der dem Heiligen Sheykh Hasan geweiht war, wurde nun wieder aufgebaut und in einer großen Zeremonie eröffnet. Hunderte Menschen, …

Heilige Orte in Shingal

Der Piri Awra Schrein Der Piri Awra Schrein wird von Haydar Sheshos Miliz HPE kontrolliert. Die Verteidigung eines Schreins gegen den “IS” berechtigt gewissermaßen dazu, das entsprechende Territorium als Eigentum zu betrachten. Am Checkpoint hängt das Bild eines gefallenen Kämpfers. Während man vermuten würde, dass dieser Ort vom “IS” angegriffen wurde, fanden die Kämpfe aber …

Khanasor, eine kleine Stadt an der syrischen Grenze

Said Hassan Saido, auf dem Stück Land, das er kürzlich gekauft hat. Said war sein Leben lang Bauer. Seine Kinder sind heute Ingeurinnen, Zahnärzte und höhere Beamte. Eine ehemalige Polizeiwache, zerstört vom “IS”, um die herum Wälle zur Verteidigung aufgeschüttet wurden. Said Hasan steht auf der Haupstraße in Khanasor, wo sich an den Strommasten über …

Ein Friedhof für die Gefallenen der YBŞ

Tawsî Melek, “der Engel Pfau”, ist die heiligste Gestalt im Yezidentum. Die Kämpferinnen und Kämpfer der YBŞ waren die wichtigste militärische Kraft, die das Gebirge und die gesamte Region gegen den “IS” verteidigt haben. Sie haben vermutlich zehntausenden Menschen das Leben gerettet. Hunderte von ihnen haben dabei ihr Leben gelassen. “Der Führer Öcalan hat immer …

Skiniye – ein verlorener Ort im Westen Sinjars

  Der Schrein des Sheykh Fakhreddin, zerstört vom “IS”. Niemand hier hatte bisher die Mittel, ihn wieder aufzubauen. Neben dem Dorf Skiniye, von dem nicht viel übrig ist, liegt der größte Friedhof der Region. Im Hintergrund sind die Gräber derjenigen YezidInnen zu sehen, die 2007 einem jihadistischen Attentat zum Opfer vielen. Der Versammlungsraum am Friedhof …

Tall Kassab, südlich des Gebirges

Traditionell lagen die meisten yezidischen Dörfer in den Schluchten und Hochebenen des Shingalgebirges. Dorthin hatten sie sich über Jahrhunderte zurückgezogen, um der Macht muslimischer Herrscher und Stämme zu entgehen. Nachdem Qasim Shesho und andere Yeziden sich in den 1970er Jahren dem kurdisch-nationalen Aufstand gegen die irakische Regierung angeschlossen hatten und es auch in Shingal zu …